Giorgio & Michele Dazio

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Alp Campo la Torba im Maggiatal

Auf den Weiden rund um die Bergseen ganz oben im Maggiatal entsteht ein Alpkäse aus Kuh- und Ziegenmilch, der weit über die Grenzen des Tessins hinaus gekannt und geschätzt wird. Die grösste Herausforderung für den hier ansässigen Betrieb: Sich erneuern, ohne die Tradition aufzugeben.

Die Zukunft ist gesichert

Der Hof von Giorgio und Michele Dazio befindet sich in Fusio, dem obersten Dorf des Maggiatals. Der Stall mit den Milchkühen steht ganz in der Nähe des Dorfkerns, wo sie wohnen. Giorgio und Michele halten Kühe der Rassen Holstein, Red Holstein und vor allem Brown-Swiss und produzieren einen Alpkäse AOP aus Kuh- und Ziegenmilch, den Vallemaggia Campo la Torba. Neben diversen kantonalen Auszeichnungen gewannen sie damit 2019 eine Goldmedaille bei der Käseweltmeisterschaft. Giorgio will die Auszeichnungen nicht zu stark gewichten: «Preise sind immer eine Freude, aber bei einem Wettbewerb gewinnt der einzelne Käselaib. Mir sind die Qualität der gesamten Produktion und die Zufriedenheit der Kundschaft wichtiger.»

Wenn ich ihn bitte, mir vom Betrieb zu erzählen, fragt Giorgio mich mehrmals, ob wir vom Hof oder der Alp sprechen. Die Alp Campo la Torba ganz oben im Val Lavizzara, dem obersten Abschnitt des Maggiatals, wird seit über hundert Jahren von seiner Familie bewirtschaftet. Während unseres Gesprächs gesellt sich Giorgios Sohn Michele zu uns. Der 35-jährige frischgebackene Vater hat sich nach seinem Wirtschaftsstudium schrittweise zu dem Bergbauern entwickelt, der er in seinem Innersten schon immer war.

«Nach dem Studium an der SUPSI habe ich ein paar Jahre in einem Immobilien-Treuhandbüro gearbeitet», erzählt Michele. «Aber mein Chef wusste bereits, dass ich früher oder später auf den Hof zurückkehren würde. Wenn ich Ferientage bezog, dann immer, um beim Heuen oder sonst etwas auf dem Hof zu helfen.»

Eine umstrittene Alp

«Wenn Piora die Mutter aller Tessiner Alpen ist, ist Campo la Torba ihre Tochter», sagt Giorgio in Anlehnung an die Aussage eines bekannten Züchters aus Airolo. Dass er einen Mann aus der Leventina zitiert, kommt nicht von ungefähr. Seit der Schlacht bei Giornico im 15. Jahrhundert wurde seine Alp sowohl von der Leventina als auch dem Maggiatal als Teil des eigenen Territoriums beansprucht. Erst im Jahr 1981 wurde geregelt, dass die Alp zum Patriziato von Airolo gehört, politisch aber Teil der Gemeinde Lavizzara ist. «Die Alp umfasst ein weitläufiges Gebiet auf einer Höhe zwischen 1’600 und 2’400 Metern. Die mehreren Hundert Kühe, die hier grasen, können nicht überall weiden. Dank den Ziegen können wir auch die weniger zugänglichen Weideflächen nutzen.» Als Giorgio ein Kind war, war die Alp noch auf zwei Betriebe aufgeteilt. Der eine gehörte seinem Grossvater, der andere seinem Onkel. Seit einem halben Jahrhundert gehört jedoch alles zusammen. Essenziell für die Alp ist der Zugang: Man erreicht Campo la Torba über eine asphaltierte Strasse, die bis auf 2’300 Meter ansteigt. Das erleichtert den Betrieb enorm.

Eine Herausforderung für Velofahrerinnen und Velofahrer und lauschige Picknickplätze um die Seen

Die Zugangsstrasse zur Alp ist eine willkommene Herausforderung für Velofahrerinnen und Velofahrer. Die Strasse, die beim Stausee Naret endet, gilt bei Velobegeisterten als einer der schönsten und härtesten Aufstiege des Tessins. «Nach dem Aufstieg wagen sich die Velofahrerinnen und Velofahrer selten auf die Weiden», sagt Michele. «Hier bewegen sich eher jene Leute, die zu Fuss auf dem Weg zur Basodino- oder zur Cristallina-Hütte sind. Und natürlich kommen auch Familien hierher, um die Landschaft zu geniessen und auf einer der Wiesen rund um die Seen zu picknicken.» «Der Tourismus hat sich mit der Zeit verändert», ergänzt Giorgio. «Früher kamen vor allem Leute aus dem deutschsprachigen Raum und dem Tessin. In den letzten Jahren sehen wir aber auch immer mehr Menschen aus Italien.»

Ein Käse für alle

Giorgio Dazio ist mittlerweile im Pensionsalter. Seit fast 50 Jahren produziert er den Vallemaggia Campo la Torba AOP. «Ein sehr langer Name», räumt er ein, «aber das muss so sein». Denn der Name ist Ausdruck des Willens, die Herkunft des Käses aufzuzeigen. «In gewisser Weise waren wir damit der geschützten Herkunftsbezeichnung voraus, die es im Tessin erst seit 2002 gibt. Hier im Tal entschieden wir in der landwirtschaftlichen Verarbeitungsgesellschaft bereits in den Siebzigern, ‹Vallemaggia› auf alle Käselaibe zu schreiben. So verschafften wir nicht nur dem Tal Sichtbarkeit, sondern auch all jenen, die Käse von hoher Qualität, aber in kleinen Mengen herstellten.» Neben dem Käsen kümmert sich Giorgio auch ums Melken. «Das schaffe ich natürlich nicht alles allein. Sowohl beim Käsen als auch beim Melken lasse ich mir helfen. Aber mir ist es wichtig, die Arbeit zu beaufsichtigen, um sicherzustellen, dass alles richtig gemacht wird. Ich glaube, Erfahrung ist in dieser Arbeit wichtig.» Ich weise Giorgio darauf hin, dass es Stimmen gebe, die meinten, sein Käse dürfte durchaus etwas teurer sein. «Ja, das höre ich immer wieder. Aber ich bin der Meinung, der Preis muss gerecht sein. Ich will einen Käse produzieren, der für alle erschwinglich ist.»

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