Schweizer Ziegenrassen

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Appenzellerziege

In den Kantonen Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden gehört die weisse, langhaarige Appenzellerziege bis heute zu der regionalen Tradition und Kultur. Bis heute führt eine Gruppe von Appenzellerziegen die Alpauftriebe und -abtriebe an. Trotz ihrer guten Milchleistung sinken die Bestandeszahlen ständig.

Die Rasse wird traditionell mit Glöckchen (Hautanhängsel an der Halsunterseite), auch Berlocken genannt, gezüchtet.

Bündner Strahlenziege

Die Bündner Strahlenziege stammt aus dem Graubünden. Als «Strahlen» bezeichnet man die helle Kopfzeichnung. Auch an den Beinen und am Schwanz hat die Ziege weisse Abzeichen. Ansonsten sind die Tiere schwarz. Sie wird eher für ihre Milch, aber auch für ihr Fleisch gehalten. Dabei liefert sie auch noch ansprechende Milchleistungen, wenn sie in steilem und wenig futterreichem Gelände unterwegs sind. Da sie sehr berggängig sind, bewahren sie auch unwegsames Gelände vor der Vergandung.

Capra Grigia

Die Calanca-, Leventina-, Valmaggia- oder Riviera-Ziegen hatten bei der Rassenbereinigung 1938 keine Chance: Sie wurden nicht als Rassen anerkannt und galten nicht als einheimisch in der Schweiz. Entsprechend ging die Anzahl der Tiere drastisch zurück. In den 1990er Jahren wurde Pro Specia Rara auf den Zustand aufmerksam und startete ein Rettungsprojekt. Allerdings nicht für die einzelnen Schläge, sondern für alle zusammen unter dem Namen «Capra Grigia», italienisch für «Steinziege». Seit 2006 ist die Rasse ausserdem offiziell eine Schweizer Ziegenrasse. Der Name bezieht sich auf die Fellfarbe, das von silber bis dunkelgrau variieren kann. Auffällig sind die kräftigen Hörner, die beide Geschlechter tragen. Mit ihrer Farbe kann sich diese Rasse gut im Gebirge verstecken, was für den Schutz des Nachwuchses vor Raubtieren wichtig war – für Hirten und Hirtinnen jedoch wohl zuweilen eine Herausforderung. Die Capra Grigia kann man als Mutterziege, für die Milchproduktion und gegen die Verbuschung einsetzen.

Capra Sempione

Der Ursprung der Capra Sempione liegt in der namensgebenden Simplonregion. Im Walliserdialekt nennt man die Tiere auch «Simplerziege». Im Unterschied zu ihren Schwester-Rassen Walliser Schwarzhalsziege, Grüenochte Geiss und Kupferhalsziege ist ihr Haarkleid rein-weiss und nicht zweifarbig. Sie werden hauptsächlich für ihr Fleisch gehalten. Daneben halten sie die Landschaft offen. Während die Rasse bei der Rassenbereinigung nicht als eigene Rasse anerkannt wurde, war dies in Italien der Fall. Als Pro Specie Rara auf die Rasse stiess, gab es noch 47 Tiere in der Schweiz und etwas weniger in Süddeutschland. Im Jahr 2022 war die Rasse Capra Sempione mit 33 Herdebuchtieren die seltenste Ziegenrasse der Schweiz. Ein kleiner Herdebuchbestand sagt aus, dass die zur Verfügung stehende genetische Basis klein ist – daher muss die Verwandtschaft der Tiere bei der Zucht besonders beachtet werden.

Gämsfarbige Gebirgsziege

Am häufigsten kommt in der Schweiz heute die gämsfarbige Gebirgsziege vor. Das kann an der guten Milchleistung und den überdurchschnittlichen Gehalten an Milchinhaltsstoffen liegen. Die Ziegen gelten ausserdem als sehr anpassungsfähig und erbringen auch bei extensiver Haltung eine gute Milchleistung. Die gämsfarbige Gebirgsziege kommt in zwei Typen vor, beide haben ein glattes braunes Fell, aber den hornlosen Oberhasli-Brienzer-Typ findet man vor allem im Berner Oberland und im Greyerzerland, den behornten Typ hingegen im Graubünden und im Kanton Uri.

Grüenochte Geiss

Die «Grüenochte Geiss» ist eine farblich zweigeteilte Rasse aus dem Wallis – wie die Walliser Schwarzhalsziege und die Kupferhalsziege. Die vordere Körperhälfte ist grau-schwarz-weiss-meliert. Es ist historisch belegt, dass sie früher im Wallis häufiger vorkam. Sie gehört zu den seltensten Ziegenrassen der Schweiz und weist den typischen, schmalen Körperbau der Walliser Ziegen auf. Im Jahr 2022 wies das Herdebuch der Grüenochte Geiss 39 Herdebuchtiere auf. Ein kleiner Herdebuchbestand sagt entsprechend aus, dass die zur Verfügung stehende genetische Basis klein ist – daher muss die Verwandtschaft der Tiere bei der Zucht besonders beachtet werden.

Kupferhalsziege

Die Kupferhalsziege weist wie ihre Schwester-Rassen Walliser Schwarzhalsziege und Grüenochte Geiss eine charakteristische Zweifärbung auf, allerdings findet der Farbwechsel am Vorderkörper statt, bei der Walliser Schwarzhalsziege beim letzten Rippenbogen. 2006 gab es noch 28 Kupferhalsziegen im Berner Oberland und im Wallis. Pro Specie Rara übernahm ein Projekt zur Rettung dieser Rasse. Seither konnte der Herdebuchbestand auf 179 Tiere (2022) gesteigert werden. Ein grösserer Herdebuchbestand bedeutet, dass für die Zucht mehr Tiere zur Verfügung stehen. Für den langfristigen Erhalt einer Rasse ist ein grosser Herdebuchbestand wichtig. Das Rettungsprojekt orientiert sich am alten Typus, deshalb wird eine etwas kürzere und damit auch pflegefreundlichere Haarpracht angestrebt.

Nera Verzasca

Die reinschwarze Ziegenrasse stammt aus dem Verzasca-Tal im Tessin. Sie kommt heute noch vor allem im Tessin und in Italien vor. Die Nera Verzasca ist stark gefährdet, in der Schweiz ist sie die Milchziehenrasse mit den wenigsten Tieren. Die robusten und kräftigen Tiere helfen, Büsche und Bäume zurückzudrängen und die offene Landschaft zu erhalten. Diese Rasse wird für ihre Milch und für ihr Fleisch gehalten.

Pfauenziege

Typisch für diese Rasse ist die auffällige Zeichnung: Der Vorderkörper ist weiss mit schwarzen Stiefeln, die hintere Körperhälfte schwarz mit weissen Oberschenkeln. Auffällig sind auch die «Pfaven», schwarze Abzeichen über den Wangen, die zum ursprünglichen Namen «Pfavenziege» führten.  Ein Journalist soll sich verschrieben haben, seither heisst die Rasse «Pfauenziege», die Abzeichen nennt man aber immer noch «Pfaven».  Die eher grosse und schwere Ziege hat eine gute Ausdauer und eine ansprechende Milchleistung, wird jedoch auch für ihr Fleisch gehalten.

Saanenziege

Die reinweisse Saanenziege stammt aus den Regionen Saanenland und Obersimmental im Kanton Bern. Zuchtbetriebe im In- wie Ausland schätzen ihre hohe Milchleistung. Diese und der wenig ausgeprägte Bewegungstrieb dürften dazu beigetragen haben, dass die Bestandeszahlen nicht so stark zurückgingen wie bei anderen Ziegenrassen. Sie kann somit gut in grösseren Gruppen gehalten werden. In der Schweiz kommt die Saanenziege nach der gämsfarbigen Gebirgsziege am zweithäufigsten vor.

Stiefelgeiss

Diese Ziegenrasse trägt die namengebenden «Stiefel», braunes oder schwarzes Fell an den Beinen. Entsprechend gibt es «Schwarzstiefel» und «Braunstiefel». Beide Typen kommen in hell, dunkel oder silbergrau vor. Auffällig sind die langen Haare auf dem Rücken, «Mäntel» genannt und an den Beinen, die «Hösli». Alle Tiere haben Hörner. Bei ungenauem Hinsehen können die Stiefelgeissen mit den «Gämsfarbigen Gebirgsziegen» verwechselt werden. Stiefelgeissen eignen sich gut, um Verbuschung auf entlegenen Weiden zu bekämpfen. Daneben klettern sie gut und gerne. Sie haben oft Zwillingsgeburten und in der Regel dafür auch genügend Milch.

Toggenburgerziege

Ursprünglich aus dem Toggenburg, wie der Name verrät, kommt diese Rasse heute in der ganzen Schweiz und auch im Ausland vor. Im Ausland wird jedoch der kurzhaarige Typ bevorzugt, während in der Schweiz eher der langhaarige vorkommt. Die Farbe variiert von hellbraun bis mausgrau. Rassentypisch sind die weissen Abzeichen, die im englischsprachigen Raum «swiss markings» genannt werden. Die längeren Haare am Rücken und über die Schenkel werden als «Mäntelchen» bzw. «Hosen» bezeichnet. Traditionell werden Toggenburgerziegen mit anderen Nutztieren gehalten, was vielleicht auch ihre grosse Zutraulichkeit gegenüber Hunden oder Grossvieh erklärt.

Walliser Schwarzhalsziege

Die Walliser Schwarzhalsziege gehört zu den ältesten Hausziegenrassen. Sie soll von Tieren abstammen, die durch Einwanderung afrikanischer Völker im Jahr 930 ins Wallis gekommen sind. Mit ihrer klar getrennten schwarz-weissen Färbung und den verschieden gedrehten Hörnern fällt sie auf. Die langen Haare schützen sie vor dem rauen Klima, benötigen aber entsprechende Pflege. Zusammen mit der Kupferhalsziege, der Grüenochten Geiss und der Capra Sempione gehört sie zum «Walliser-Ziegenkomplex». Bei der Rassenbereinigung 1938 schaffte es jedoch nur die Walliser Schwarzhalsziege in den Kreis der anerkannten Walliserziegen. Von den anderen drei Rassen gibt es daher nur noch wenige Tiere.

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