Neophyten

Home > Wissen & Facts > Umwelt > Neophyten

Als Neophyten («neue Pflanzen») gelten Pflanzen, die ab dem 16. Jahrhundert zu uns gekommen sind. Manche davon breiten sich sehr stark aus, weil die Gegenspieler fehlen und/oder die Bedingungen hier besser sind als da, wo sie herkommen: Diese Pflanzen nennt man invasive Neophyten. Sie verdrängen einheimische Arten – dadurch verlieren darauf spezialisierte Tierarten ihren Lebensraum. Deshalb sollen sie bekämpft werden.

Das Gesetz unterscheidet zwischen verschiedenen Kategorien.

Verbotene Pflanzen

«Verbotene Pflanzen» darf man nicht in Verkehr bringen, das heisst, importieren, verkaufen, transportieren und pflanzen. Wer es trotzdem tut, macht sich strafbar. Dazu gehören zum Beispiel Ambrosia, Riesenbärenklau, drüsiges Springkraut, japanischer Staudenknöterich, Amerikanische Goldrute, Schmalblättriges Greiskraut.

Ambrosia

Die Pollen der Ambrosia können bei Menschen sehr starken Heuschnupfen bis hin zu Asthma und Atemnot auslösen – und zwar auch bei Personen, die vorher nicht darunter litten. Schon der Hautkontakt kann allergische Reaktionen auslösen. Deshalb gilt:

  • Mit Handschuhen samt der Wurzel ausreissen (während der Blütezeit mit Atemschutz)
  • Alle Pflanzenteile im Müll entsorgen
  • Den Boden sofort neu ansäen

Riesen-Bärenklau

Für Menschen und Tiere ist der Riesen-Bärenklau giftig. Der Saft kann in Verbindung mit Sonnenlicht zu schweren Verbrennungen und lange sichtbaren Narben führen. Zusätzlich kann es zu Fieber und Kreislaufproblemen kommen, so dass ärztliche Behandlung notwendig ist. Die Pflanze wächst gerne an Flussufern – das Wasser trägt die Samen in neue Gebiete. Deshalb gilt:

  • Im April/Mai bodennah mähen, dabei lange Kleidung und Handschuhe tragen und Hautkontakt mit dem Saft vermeiden
  • Wurzel 10-25cm unter dem Boden abstechen, so dass die Pflanze nicht wieder austreiben kann
  • Alles Pflanzenmaterial im Müll entsorgen
  • Den Standort oft nachkontrollieren

Drüsiges Springkraut

Eine Pflanze des Drüsigen Springkrauts bildet jährlich 4000 Samen, die durch die reifen Samenkapseln bis zu sieben Meter weit geschleudert werden. Im Wald verhindert die Pflanze die natürliche Verjüngung, an Flussufern begünstigt sie Erosion. Deshalb gilt:

  • Kleine Bestände mit den Wurzeln ausreissen
  • Grosse Bestände vor der Blütenbildung mähen
  • Gereinigte Stellen von Mai bis Juli kontrollieren

Japanischer Staudenknöterich

Wenn es gut läuft, kann der Japanische Staudenknöterich bis zu 30 Zentimeter am Tag wachsen. Häckselt man ihn, kann jedes kleinste Stückchen im Boden Wurzeln schlagen und neu austreiben. Tatsächlich ist die Bekämpfung dieser Pflanze eine Herausforderung – umso mehr gilt es, bereits kleinste Pflänzchen zu entsorgen. Es gilt:

  • Alle drei Wochen mähen und alle Pflanzenteile unbedingt im Müll entsorgen
  • Gesäuberte Stellen von April bis Dezember kontrollieren

Amerikanische Goldrute

Die unterirdischen Ausläufer der Amerikanischen Goldrute entlassen Giftstoffe in die Erde, um das Wachstum der Pflanzen ringsum zu erschweren. Deshalb gilt:

  • Einzelne Pflanzen von Mai bis August ausreissen, besonders gut geht das nach Regenfällen
  • Grosse Bestände jährlich vor der Blüte und vor der Samenreife mähen
  • Wichtig: Pflanzen- und Wurzelteile im Müll entsorgen (sie überleben den Kompost und man verteilt sie damit wieder im Garten)

Vielen Menschen gefällt die leuchtend gelbe Blütendolde. Als einheimische Alternativen bieten sich das Echte Johanniskraut, die Grossblütige Königskerze oder der Gewöhnliche Wasserdost an.

Schmalblättriges Greiskraut / Jakobskreuzkraut

Das Schmalblättrige Greiskraut oder Jakobskreuzkraut ist sehr giftig für Menschen und Tiere. Es lässt sich gerne von Fahrzeugen mittragen und breitet sich so aus. Deshalb gilt:

  • Mit der Wurzel ausreissen oder mehrmals mähen
  • Alles Pflanzenmaterial im Müll entsorgen

Invasives Potenzial

Andere Pflanzen haben ein «invasives Potenzial». Sie müssen mit Informationen zum Umgang beim Verkauf versehen sein – denn behandelt man diese Pflanzen falsch, können sie sich unkontrolliert ausbreiten. Dazu gehören zum Beispiel der Schmetterlingsstrauch (Sommerflieder) und der Kirschlorbeer.

Schmetterlingsstrauch / Sommerflieder

Den Schmetterlingsstrauch oder Sommerflieder nennt man auch «Schmetterlingsfalle». Denn die Schmetterlinge ernähren sich gerne von dem süssen Nektar. Ihre Raupen sind jedoch viel wählerischer – und weil der Sommerflieder deren Futterpflanze verdrängt hat, finden sie nach dem Schlüpfen keine Nahrung. Es gilt:

  • Jungpflanzen mit den Wurzeln ausreissen
  • Grössere Pflanzen abholzen und Wurzelstöcke ausgraben – unbedingt im Müll entsorgen!
  • Gereinigte Flächen von April bis Oktober kontrollieren

Kirschlorbeer

Der Kirschlorbeer ist aufgrund seiner immergrünen Blätter als Sichtschutz an Gartensitzplätzen beliebt. Alle Pflanzenteile sind jedoch giftig, gerade auch die für Kinder attraktiven Beeren. Vögel vertragen sie jedoch gut und verbreiten die Samen mit ihrem Kot. Deshalb gilt:

  • Blütenstände vor der Samenreife abschneiden
  • Jungpflanzen mit den Wurzeln ausreissen
  • Ältere Sträucher mitsamt Wurzelstock entfernen
  • Alles Pflanzenmaterial im Müll entsorgen

Als einheimische, pflanzliche Sichtschutzhecken können dienen: Rotbuche, Europäische Stechpalme, Europäische Eibe, Efeu.

Hohes Schadenspotenzial

Andere Arten haben ein hohes Schadenspotenzial, aber die Ausbreitung kann nicht kontrolliert werden. Etwa weil sie sich sehr rasch verbreiten. Dazu gehört zum Beispiel das Einjährige Berufkraut.

Einjähriges Berufkraut

Das Einjährige Berufkraut bildet pro Pflanze locker 10‘000 Samen, die der Wind in die Gegend verteilt. Tiere fressen die Pflanze kaum. Es gilt:

  • Pflanzen von Hand ausreissen – nicht mähen: dann bildet sie nämlich einen viel schwieriger auszureissenden «Filz»
  • Gereinigte Flächen sollte man von April bis Oktober kontrollieren

Nachtkerze

Unklar ist die Zuteilung der Nachtkerze. Fachpersonen sind der Ansicht, dass sie immer häufiger auftritt, deshalb wird sie manchmal mit den oben genannten Pflanzen aufgeführt. Gleichzeitig scheint es für ein allfälliges Schadens- oder unkontrollierbares Verbreitungspotenzial keine wissenschaftliche Grundlage zu geben. Wer sie auf dem eigenen Land bekämpft, tut damit nichts Falsches.

Das könnte dich auch interessieren